Evidenzbasierte Physiotherapie Teil 2 – Die Rolle des Patienten

In Teil 1 haben wir das Konzept der evidenzbasierten Physiotherapie vorgestellt und deutlich gemacht, welche Bedeutung dieses hat. In diesem Beitrag möchten wir nun auf die Rolle des Patienten eingehen. Denn der Erfolg hängt auch von der Bereitschaft des Betroffenen ab, die Selbstwirksamkeit und damit auch den eigenen Anteil auf dem Weg der Therapie zu erfassen. Dabei lassen sich folgende Schwerpunkte feststellen:

1. Faktoren für die Entscheidung der Therapieform

Patienten bringen ihre eigenen Werte, Vorlieben und Erwartungen in die Behandlung ein. Dies zeigt bereits, welche Ansätze sich für die Therapie und den gemeinsamen Prozess anbieten. Damit dies gelingt, müssen die Physiotherapeuten auf das individuelle Beschwerdebild der Patienten eingehen und neben den Beschwerden am Bewegungsapparat auch mögliche Faktoren identifizieren, welche die Problematik noch verschlimmern. Hier kommen private, berufliche und soziale Faktoren, sowie Erwartungen und Erfahrungen zu der Thematik in Frage. Wenn diese Faktoren und das Beschwerdebild erfasst wurden, können die Therapeuten mögliche Wege aufzeigen, die Zusammenhänge erläutern und helfen, potenzielle Ursachen für die Problematik zu identifizieren.

2. Kommunikation und Informationsaustausch

Dafür sollten Patienten über die Evidenz hinter verschiedenen Behandlungsmethoden informiert werden. Dies umfasst die Aufklärung über Vor- und Nachteile sowie die Erfolgswahrscheinlichkeit der vorgeschlagenen Interventionen und auch über die Wirkmechanismen der Behandlungsformen. So kann aufgezeigt werden, welche Methode nachhaltiger ist und welche eher kurzfristige Erfolge bietet. Dadurch sollen sind Patienten in die Lage versetzt werden, selbstwirksam und nachhaltig die Problematik zu beseitigen.

3. Aktive Teilnahme an der Therapie

Patienten übernehmen eine aktive Rolle in ihrem Therapiekonzept. Dies kann die Durchführung eigener Übungen zuhause, oder z.B. die Umsetzung von Lebensstiländerungen umfassen. Mit der Aufklärung zur individuellen Symptomatik und möglichen Wegen, diese zu beseitigen, werden sie zudem befähigt, ihre eigenen Symptome und Fortschritte zu überwachen und bei Bedarf selbstständig Maßnahmen zu ergreifen.

4. Individualisierte Behandlungspläne

Die individuellen Umstände jedes Patienten werden einschließlich ihres Gesundheitszustands, ihrer Lebensweise und ihrer spezifischen Ziele in die Behandlungsplanung einbezogen. Dies führt zu maßgeschneiderten Therapieansätzen, die bestmöglich auf den einzelnen Patienten abgestimmt sind.

5. Ergebnisbewertung und Therapieanpassung

Das konstruktive Feedback der Patienten gehört zu den wesentliche Faktoren bei der Beurteilung der Therapiewirksamkeit. Auf diese Weise kann der Therapeut die Therapie immer an den aktuellen Stand anpassen und so möglichst effektiv gestalten.